Die „Digitalisierung“ ist als Begriff derzeit in aller Munde: Doch wenn man von „Digitalisierung“ spricht, ist noch lange nicht genau klar, was gemeint ist – hierbei gibt es einige Mißverständnisse, weshalb ich im Folgenden versuche, einige davon auszuräumen. Es beginnt ja sogar schon beim Begriff selbst: Was verstehen wir denn darunter?
Digitalität vs. Digitalisierung
Sprechen wir von der „Digitalisierung“, dann hat dies den Anklang, als wollten wir die guten alten Prozesse und Lebensvollzüge in moderner Umgebung neu denken. Ein Schwarz-Weiß-Denken „alt gegen neu“. Doch wir leben inzwischen in einer Digitalität, die sich aus unserem Alltag genausowenig weg diskutieren lässt wie aus der Lebenswirklichkeit unserer Schülerinnen und Schüler.
Dimensionen der Digitalisierung im RU
Welche „Dimensionen“ hat diese Digitalisierung im RU? Ich identifiziere drei Grundausrichtungen des Themas: Hier spricht man einerseits von der digitalen Selbstorganisation der Lehrkraft (also Klassenlisten, Notenlisten, Unterrichtsplanung, Kollegen-Netzwerk, Ordnerstrukturen am PC, Synchronisierung verschiedener Datenträger, Cloud-Dienste, etc.), andererseits vom digitalisierten Unterricht oder aber von der Reflektion der digitalisierten Gesellschaft und entsprechender Utopien als Unterrichtsgegenstand.
In dem Zusammenhang wären auch innerhalb des „digitalisierten Unterrichts“ zu nennen:
- Techniknutzung: „Anwendungs- und Problemlösungskompetenz“, für den RU: LuL wie auch SuS müssen befähigt werden, Tools zu kennen, technische Probleme zu lösen
- Medienanwendung: „Mediennutzungskompetenz“, für den RU: LuL/SuS können digitalisiert kommunizieren, kooperieren, interagieren – aber auch: Umgangsformen, Menschenbild
- Medienlernen: „Recherche-, Navigations- und Kompositionskompetenz“, für den RU: LuL/SuS können digitale Medien zielgerichtet im Lernprozess einsetzen
- Medienreflexion: „Beurteilungs- und Handlungskompetenz“, für den RU: LuL/SuS können sich schützen, persönliche Daten und Privatsphäre wahren, Gesundheit schützen, sicher(!) agieren, Datensparsamkeit, etc. – Ich denke hier hat der RU eine ganz besondere, wichtige Rolle
Diese vielfältigen Aufgaben gehören in die Weiterentwicklung des Religionsunterrichts, weil eine „Auslagerung“ der Thematik in affine Fächer (wie Informatik o.ä.) dem gesellschaftlichen Umbruch und den für die Schülerinnen und Schüler damit einhergehenden Fragen und Schwierigkeiten nicht gerecht werden würde. Wenn wir unsere Schülerinnen und Schüler angemessen ganzheitlich bilden und „auf die Welt da draußen“ und ihren Umgang mit ihr vorbereiten wollen, ist die Thematik einer Digitalität oder Digitalisierung ein essentieller Bestandteil des Religionsunterrichts.