Der Diskurs um Künstliche Intelligenz im Bildungskontext hat sich im letzten Jahr deutlich verändert. Was noch vor wenigen Monaten vor allem als große Umwälzung und Potenzialbegrenzung diskutiert wurde, zeigt sich heute differenzierter: Zwischen aufkommenden ethischen Fragen, handfesten technischen Grenzen und dem Ruf nach konkretem, praxistauglichem Handeln rücken neue Aspekte in den Vordergrund. Neue Studien, öffentliche Positionswechsel prominenter KI-Forscher und spürbare gesellschaftliche Nebenwirkungen werfen Fragen auf, denen sich Schule nicht mehr entziehen kann. Der folgende Artikel knüpft an die bisherigen Perspektiven auf KI und Schule an, vertieft sie auf der Basis neuer Entwicklungen und bietet Impulse für eine nachhaltige, reflektierte und praxisnahe Integration von KI im schulischen Alltag.
Vertrauen auf dem Prüfstand: KI ist nicht unfehlbar
Eine der bemerkenswertesten Entwicklungen der letzten Monate ist das öffentliche Umdenken eines der renommiertesten KI-Pioniere: Geoffrey Hinton, ehemals bei Google Brain tätig, korrigierte seine ursprüngliche Prognose, dass KI Radiolog:innen bald ersetzen werde. In einem Interview betont er nun: „KI ersetzt Radiologen doch (noch) nicht.“ (Quelle: The Decoder, Juni 2025)
Diese Kehrtwende verdeutlicht, dass selbst in hochspezialisierten Anwendungsfeldern wie der medizinischen Diagnostik die Ersetzung menschlicher Expertise durch KI keineswegs so schnell oder umfassend voranschreitet wie gedacht. Was bedeutet das für den Schulkontext? Vor allem eines: Die Vorstellung, KI könne didaktische Prozesse oder gar Lehrkräfte kurzfristig ersetzen, ist nicht nur überzogen, sondern auch pädagogisch verfehlt. Stattdessen muss KI als unterstützendes Werkzeug betrachtet werden, das menschliches Urteilsvermögen, insbesondere im Bereich von Bildung, Ethik und sozialem Lernen, nicht ersetzen kann.
Neue Herausforderungen: Energiehunger und Datenkraken
Neben ethischen und inhaltlichen Fragen rückt ein weiterer Aspekt zunehmend in den Fokus: die ökologische und technologische Nachhaltigkeit von KI-Systemen. Der jüngste Heise-Artikel „KI-Update: KI-Crawler als Bedrohung, KI-Stromhunger und Emissionen“ weist darauf hin, dass der Einsatz großer KI-Modelle nicht nur enorme Datenmengen, sondern auch erhebliche Stromressourcen beansprucht. Für Schulen ergibt sich daraus ein doppelter Reflexionsauftrag: einerseits müssen technische Infrastrukturen verantwortungsvoll genutzt werden, andererseits sollten Fragen digitaler Ökologie und Nachhaltigkeit in den Unterricht einfließen, insbesondere im Ethik-, Sozialkunde- und naturwissenschaftlichen Unterricht.
Zudem geraten sogenannte KI-Crawler zunehmend in die Kritik, da sie Daten aus dem offenen Internet in großer Menge extrahieren und für Trainingsprozesse nutzen. Für Schulen heißt das: Auch frei zugängliche Inhalte wie Arbeitsblätter, Unterrichtsblogs oder gar die Antworten von Schüler:innen in KI-gestützten Plattformen könnten in unkontrollierte Datenströme geraten. Lehrkräfte müssen sich dessen bewusst sein und entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen.
Aus dem Klassenzimmer: Ein Praxistipp für den Alltag
Wie kann KI dennoch sinnvoll und verantwortungsvoll in den Schulalltag integriert werden? Ein erprobter Ansatz ist die Nutzung von KI-Assistenztools zur Vorbereitung von individualisierten Aufgabenstellungen. Lehrkräfte können beispielsweise mit einem Sprachmodell einen differenzierten Arbeitsauftrag zu einem historischen Thema erstellen lassen und dabei unterschiedliche Lernniveaus, Interessen oder sprachliche Voraussetzungen der Schüler:innen berücksichtigen. Entscheidend ist jedoch: Der Output der KI sollte nicht ungeprüft übernommen werden. Vielmehr kann die Lehrkraft das von der KI generierte Material als „Rohentwurf“ verwenden, es anpassen, überarbeiten und kritisch reflektieren.
Zusätzlich eignet sich dieser Prozess hervorragend als Ausgangspunkt für die Medienbildung der Schüler:innen: Warum hat die KI gerade diese Quellen ausgewählt? Welche Begriffe tauchen in den Aufgabenstellungen auf und warum? Wie lassen sich Verzerrungen erkennen und vermeiden? Auf diese Weise wird die KI nicht zum Ersatz, sondern zum Gesprächsimpuls und Reflexionsanlass im Unterricht.
Wer führt im KI-Bildungsdiskurs? Ein Netzwerk-Tipp
Ein erfolgreicher KI-gestützter Bildungsdiskurs lebt vom Austausch. Empfehlenswert ist daher, sich mit Akteur:innen in sozialen Netzwerken zu vernetzen, die sich intensiv und praxisnah mit KI im Bildungskontext auseinandersetzen. Besonders hervorzuheben ist das deutschsprachige Netzwerk #twitterlehrerzimmer (zunehmend auch auf BlueSky oder Mastodon aktiv), das durch seine offene, engagierte und differenzierte Diskussion heraussticht. Lehrkräfte, Fortbildner:innen und Bildungsforscher:innen teilen hier Beispiele, Tools, Kritik und Erfahrungen im Umgang mit KI im Unterricht.
Darüber hinaus lohnt sich ein Blick auf Netzwerke wie EduTuber, die sich mit digitalen Lehrformaten beschäftigen, sowie Initiativen wie KI macht Schule oder AI Campus, die Materialien, Fortbildungen und Debattenplattformen für KI-Kompetenz im Bildungssystem bereitstellen.
Fazit: Realismus statt Alarmismus
Seit dem letzten großen Diskussionsschub rund um KI und Schule hat sich viel getan. Ernüchterung ersetzt Hype, Differenzierung ersetzt Übertreibung. Die Schule muss sich nicht gegen die Digitalisierung stemmen, sondern ihre Bedingungen aktiv gestalten: mit Datenschutzverantwortung, medienethischer Bildung, kritischer Reflexion von KI-Inhalten und struktureller Gerechtigkeit beim Zugang zu digitaler Teilhabe. KI ist weder Retterin noch Bedrohung – sondern ein Werkzeug, das Bildung nur dann voranbringt, wenn es sinnvoll, kritisch und verantwortungsvoll eingesetzt wird.
Und dafür braucht es mehr als nur Technik: Es braucht Haltung, Wissen – und Austausch.
Dieser Artikel ist mit Unterstützung von textgenerativer künstlicher Intelligenz entstanden. Die zugrunde liegenden Aspekte/Inhalte wurden von mir vorgegeben, die Formulierungen teilweise redigiert, die Arbeit am Text durch KI jedoch deutlich erleichtert.